Anna Markowiak, Malerei

25.03.2011 - 10.05.2011

Die moderne Kunst brach mit vielen Grundsätzen, die man seit dem Altertum bis in die akademischen Zeiten gepflegt hatte. Die Künstler machten auf die alltäglichen Gebrauchsgegenstände aufmerksam und benutzten ihre Elemente, so wie Pablo Picasso in seinen Assemblagen. Marcel Duchamp ging noch weiter und erhob diese Technik in den Rang von Kunstwerken und benannte sie „ready mades“. Diese bahnbrechenden und schockierenden Handlungen waren der Beginn einer Revolution und einer neuer Denkweise im Bezug zur Kunst. Wegen der Erhebung der fertigen Gegenstände auf den Kunstsockel, standen die Künstler vor neuen Herausforderungen. Die Entscheidung aus welchem Material ein Kunstwerk zu entstehen hat, ist nicht mehr so offensichtlich und einfach wie es in vorangegangen stilistischen Epochen war. Niemals zuvor war die Originalität und schablonenfreies Denken in der Kunst so gefragt wie heute. 

In der jüngsten Ausstellung der Galerie Sandhofer können wir das Schaffen der sehr jungen polnischer Malerin Anna Markowiak sehen, sie repräsentiert eben jene „post-Duchampere“ Einstellung zu Kunstwerken. Die Künstlerin hat ihr Studium der Malerei an der Akademie der Schönen Künste in Posen vor einem Jahr mit einer preisgekrönten Diplomarbeit abgeschlossen. Sie entfernte sich bereits während ihres Studiums von der „geweihten“ malerischen Technik. Die Inspiration kam ihr im Zusammenhang mit der unter Studenten gängigen Praxis aus Sparsamkeit industriell vorgefärbte Stoffe als Leinwand zu kaufen und die Farbe und den Druck darauf unter einer Schicht von Grundierung zu verstecken. Markowiak bemerkte das große Potenzial in den nicht grundierten gemusterten Stoffen als intrigierende, malerische Untergrundfläche und Raum für ihre Ölbilder. 

In ornamentalen Landschaften tauchen menschliche Gestalten auf. Die Malerin benützt dazu die mit stilisierten geometrischen Mustern oder Blumen bedruckten Stoffe. Auf manchen von ihnen scheinen die Hauptfiguren in träumerischen Landschaften zu versinken: Die auf einer roter Wiese mit blauen und gelben Blumen schlafenden Menschen, oder die Badminton spielenden Frauen, die in der floralen Ebene zu schweben scheinen. Interessanterweise haben die gemalten Gestalten Markowiaks keinen Schatten, wie die Figuren des seltsam verträumten Romans „Die Stadt am Ende der Welt“ von Haruki Murakami. Dieser Kunstgriff verstärkt die Surrealität der gemalten Szenen, die eine Äquivalenz zu Schlafträumen sind, Träume über eine Reise in die zeitlose malerische Dimension. 

Auf den gemalten Porträtbildern von Markowiak werden die Frauen ein Teil des Ornamentes. Sie emanieren aus dem blumigen Hintergrund, werden zu einem organischen Bestandteil. Einmal sind sie eine durchsichtige Kontur, die zart wirkend aus dem gemusterten Hintergrund erscheint, dann wiederum scheinen sie in einer rosa-farbenen Fläche zu versinken. 

Auf den Stoffen mit geometrischen Mustern führt die Künstlerin absichtliche Veränderungen durch: Durch das Aufspannen des Stoffes auf den Keilrahmen deformiert sie absichtlich das Geflecht des Stoffes, an manchen Stellen ist dadurch der rechteckige Verlauf der Fäden und ihre Anordnung durchbrochen. Dank dieser Behandlung wird ein einfaches Muster zu einer vollplastischen Fläche, erfüllt von Spannung und Bewegung. Die auf diese Weise gewonnene Räumlichkeit bekommt einen besonders unrealen Charakter durch die auf sie gemalten Figuren. Auf einem der Bilder ist eine transparente, geisterhafte, weiße, menschliche Silhouette sichtbar, die sich mit ganzer Kraft den Streifen der Leinwand entgegen stemmt und ihre vertikalen Linien deformiert, so als ob sie die Leinwand durchdringen wollte um auf der anderen Seite zu erscheinen. Auf einem anderen Bild verändert die Deformation des Stoffes die einfache Materie in ein Fauteuil, auf welchem ein Mädchen sitzt. 

Zudem benützt Markowiak für ihre Bilder eine ausgezeichnete, realistische malerische Technik um den surrealen und traumeigenen Charakter der Szenen zu verstärken. Durch die Konfrontation von unikalem Realismus der Gestalten mit dem stilisierten Muster der en masse produzierten Stoffe hat die Künstlerin den Effekt einer Traumlandschaft erzeugt. Dank dessen erscheinen ihre Leinwände wie Bilder aus dem Unterbewusstsein, eine malerische Science-Fiction. 

Paulina Sadowska 

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