Anna Ładecka, Freier Markt der Träume

07.03.2015 - 22.04.2015

Wir bewegen uns durch die Welt, indem wir zwischen den Realitäten des Wachseins und des Traumes, zwischen dem was Geheimnisvoll und nicht voraussehbar ist, irren. Dass diese Bewegung stattfindet, wird uns in besonderen Augenblicken bewusst: Dann, wenn die Transgression da ist und wir im Undefinierbaren schweben. Dann öffnet die Realität vor uns ihre Ebenen, welche wir, sich den Sinnen überlassend, frei durchschwimmen können.

Die polnische Schriftstellerin Maria Janion schmiedete den Terminus „Fantazmat“, welcher in sich die Essenz des Wortes Traum beinhaltet. Indem sie die Realitäten sich gegenüber stellt, beruft sie sich auf deren Dualismus.
Die Relation zwischen ihnen ist hierarchisch, immer scheint das „Dort“ besser zu sein als das „Hier“ und der Träumende hält sich in Wirklichkeit dort auf, wo es ihn nicht gibt. So ist dies ein ewiges Sein, irgendwo dazwischen.

Schon Sigmund Freud meinte, dass das Fantasieren nicht nur einer Realität zugeschrieben werden kann. Die Natur der Fantasie erlaubt es nicht, sie als „nur“ von unserer Vorstellungskraft ausgedacht oder als Fragment der Realität zu qualifizieren.
Freud betonte, dass jeder von uns Prädispositionen hat ein Träumer zu sein.

Wir erleben intensiv die Welt, nicht nur in physischer, körperlicher oder psychischer Dimension. Es gibt noch eine Dimension, die man die geistige, eben „Fantasmatische“ Dimension nennen könnte, dort herrscht Freiheit, dort fühlen wir keine äußeren Zwänge, wir atmen tiefer ein und aus, das Elend der Existenz vergessend. Freud schrieb einmal, dass wir solche „Liköre“, solche „Schmerzmittel“, die uns das Leben zu ertragen helfen, brauchen und gerade solche Mittel sind Fantasie und Kunst – die uns erlauben „Da“ und „Dort“ gleichzeitig zu sein.

Anna Ladecka ist eine Künstlerin, deren Fantasie sich ihrer Größe bewusst ist.
Fantazmaty, die sie schafft, obwohl sie sich auf alltägliche, manchmal sogar banale Situationen stützen, erzeugen den Eindruck, dass man sogar in solchen alltäglichen Momenten, oder vielleicht besonders in solchen, auf diese dualistische Weise in der Welt funktionieren kann.

Berge, Szenen mit Schifahrern - eine typische Winterlandschaft könnte man sagen, aber Anna sieht diese Landschaft wie durch eine Fantasiebrille, das Bild verformend, wo die Form, welche zweifellos an einen Berg erinnert, unreal erscheint. Vielleicht durch diesen blauen Lift, der davor oder darunter steht ? Andere Bilder, das sind farbige Boote. Gemalt nicht deshalb, weil ihre Form fasziniert, oder weil die Landschaft rundherum, die man einfangen könnte, sich im Wasser spiegelt. Das sind herausgerissene Elemente, mit welchen die Künstlerin frei jongliert, um sie danach in verschiedenen Kompositionen aufzustellen und mit beunruhigenden, farbigen Kreisen zu übermalen.

Anna diplomierte in Malerei bei Prof. Jaroslaw Modzelewski in Warschau. Später bekam sie ein Stipendium für Paris. Dieser Aufenthalt trug Früchte, denn ihre grafischen Werke wurden 2004 für die Sammlung der Pariser National Bibliothek ausgewählt.
Inzwischen wurden ihre Lithographien bereits sechs Mal mit Preisen ausgezeichnet. Ihr charakteristischer Stil bewirkte, dass sie sowohl für polnische wie ausländische Zeitschriften und Magazine als Illustratorin arbeitet u.a. ab 2007 für die französische „Vogue“. Sie illustrierte mehrere Kinderbücher und realisierte Design-Entwürfe für Kinderkleidung der Firma Endo.

Anna Ladecka bedient sich in ihren grafischen Werken gerne der Technik der Lithografie, was ausgezeichnet ihre Distanz zur wirklichen Form widerspiegelt. Auf der Ausstellung in der Galerie Sandhofer wird man auch ihre Malerei sehen. Beide Techniken benützt sie nicht konzeptuell. Dies sind nicht Bilder über Kompositionen, die uns mit ihrer Rationalität erdrücken werden und die Narration in ihren Werken hat keinen linearen Charakter mit klarem Anfang und klarem Ende. Nichts von diesen Dingen. Die Künstlerin ist hier wie ein kleines Mädchen, welches spielt und sich mit dem, was sie macht, amüsiert.

Auf der Basis der Realität erschafft sie die angenehmere, nettere Seite. Wir lächeln ihr zu. Ganz einfach. Banal, könnte jemand sagen. Nur das? Nein! Nicht nur das! Nietzsche sagte einmal, dass die brillantesten, witzigsten Schriftsteller ein Anflug des Lächelns heraufbeschwören.
Das Lächeln durch Bilder heraufbeschwören ist das Resultat der Unbekümmertheit und des Humors in Annas Werken.
Ostentativ nicht beendet, verlassen für das Nächste, erzählen sie mehr über die Realität als hyperrealistische Präsentationen. Das Bewusstsein von „Es ist“ mischt sich mit dem „So soll es sein“.
Leicht, frei, unbekümmert und fröhlich.

Ola Jach

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    "Lavine" 2015

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    "Sledge" 2015

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    "The View" 2015 SOLD

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    "Kuba" 2015

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    Untitled 2015

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    "The Race" 2015

Photo Documentation of the Exhibition

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