Agnieszka Borkowska

9.A.BORKOWSKA 100X120 2015

Eingefangen in den Sequenzen auf Borkowskas Leinwänden sind die Heldinnen junge selbstbewusste Frauen. Sie rauchen Zigaretten, sitzen in relaxten Posen mit Sicht auf ihre Unterwäsche. Sie scheinen nicht befangen durch die Frivolität der Posen oder gar ihre Nacktheit. Sie sind in ihre Gedanken versunken, und ihr Blick richtet sich auf eine unbestimmte Stelle. Sogar wenn sie den Zuschauer direkt anblicken, scheinen sie mehr sich selbst zu betrachten und den Beobachter beachten sie nicht.

  • 9.A.BORKOWSKA 100X120 2015

    Untitled 2015

  • 2. A.Borkowska 2015 kor.

    Untitled 2015

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    Untitlded 2019

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    Untitled 2018

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    Untitled 2015

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    Untitled 2015

  • 1.A.BORKOWSKA 100X100 2014

    Untitled 2014, SOLD

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    Untitled 2014

  • 03k AGNIESZKA BORKOWSKA 2011

    Untitlded 2011

Die Kunst des XX. Jahrhunderts hat sich nach dem Trauma der zwei Weltkriege wie niemals zuvor auf das Thema der Diskriminierung von Individuen und sozialen Gruppen konzentriert. Gerade in 70er-Jahren fanden die ersten artistischen Aktionen von Frauen statt. Obwohl die Bewegung der Suffragetten ihre Aktivitäten schon in der ersten Hälfte der XIX. Jahrhunderts begann, sind die Frauenrechte faktisch erst nach dem I. Weltkrieg anerkannt worden. Den echten Beginn der Adaptierung der weiblichen emanzipatorischen Errungenschaften zeichneten allerdings die Performances der 70er-Jahre des XX. Jahrhunderts u.a. die der Österreicherin Valie Export und der Kubanerin Ana Mendieta. Eben diese Künstlerinnen erhoben in ihrem Schaffen die weibliche Körperlichkeit zum Thema, das vorher bei der patriarchalischen Gesellschaft lediglich gegenständlich zugegen war. 

Obwohl seit dem Erscheinen der ersten emanzipierten Künstlerinnen so viele Jahre vergangen sind, ist das Thema des weiblichen Körpers noch immer ein Explorationsfeld für ihre Nachfolgerinnen. Mit dieser Thematik korrespondiert die neueste Ausstellung in der Galerie Sandhofer, welche die Werke der jungen, polnischen Malerin Agnieszka Borkowska zeigt. Ihre Bilder sind auf ihre Art und Weise ein malerisches Notizbuch, das Frauen in banalen alltäglichen Situationen zeigt, welche ein Vorwand sind um versteckten Emotionen zu offenbaren. 

Eingefangen in den Sequenzen auf Borkowskas Leinwänden sind die Heldinnen junge selbstbewusste Frauen. Sie rauchen Zigaretten, sitzen in relaxten Posen mit Sicht auf ihre Unterwäsche. Sie scheinen nicht befangen durch die Frivolität der Posen oder gar ihre Nacktheit. Sie sind in ihre Gedanken versunken, und ihr Blick richtet sich auf eine unbestimmte Stelle. Sogar wenn sie den Zuschauer direkt anblicken, scheinen sie mehr sich selbst zu betrachten und den Beobachter beachten sie nicht. 

Diese Abkehr ins Innere wird durch den sauberen aus flachen abstrakten Flächen komponierten Hintergrund betont. Die weiblichen Gestalten sind aus der ihnen bestimmten Dimension „ausgeschnitten“. Sie ist entbehrlich, weil die Heldinnen Borkowskas sich selbst von ihrer Umgebung abgeschnitten haben. Der Verzicht auf einen realistischen Hintergrund erlaubt uns sich auf die porträtierten Frauen zu konzentrieren. Wie Egon Schiele betont Borkowska ihre Sexualität, deutlich markiert sie die intimen Stellen, die unter den zarten Kleidungsstoffen durchscheinen. Diese Schaustellungen sind um einiges sinnlicher als solche, die fast nackte Körper zeigen, ähnlich wie in Die bekleidete Maja von Francisco de Goya. 

Die Nacktheit in Borkowskas Bilder scheint eine symbolische Funktion zu erfüllen. Die Künstlerin multipliziert die porträtierten Frauen und erreicht damit den Effekt der Surrealität. Das mehrfache Vorzeigen von derselben Person ist wie ein Spiegelbild. 
Sehr deutlich sieht man das auf dem Bild, das ein dreifaches Frauenporträt in weißem Kleid zeigt. Es ist für uns schwer zu unterscheiden, welche der Gestalten die Spiegelung und welche die sich anschauende ist. So wie es auch einer Frau selbst schwer fällt ihre zwei mit sich kämpfende Naturen in Einklang zu bringen – die eine erfüllt von Ruhe und Freude, die andere die voll von Rastlosigkeit und Begehren. 

Die geschwind geschriebenen, und danach verwischten Inschriften unterstreichen den Kampf mit diesen konträren Emotionen. Schwer zu lesen, weil die Worte oft übereinander geschrieben wurden, sind sie der Schlüssel zu den versunkenen Gedanken der Frauen. Auch auf dem Bild auf dem man ein dunkelhaariges hockendes Mädchen sieht, entziffern wir unter ihr die schwer lesbare Aufschrift: „tyle lat razem i nic...“. „ so viele Jahre zusammen und nichts....“. 

Paulina Sadowska 


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